Mittwoch, 26. Juni 2024

Duisburg - die Penible und deutsche Infrastruktur

Der Binnenhafen ist penibel aufgeräumt in Duisburg. Wir interessieren uns für den kompletten Hafen-Bereich, auch den Umschlagplatz, aber es gibt keine regelmäßigen Führungen. Mit dem Fahrrad geht es einmal rund ums Hafenbecken herum. Alles schön aufgeräumt. Wir sind erinnert an den "grossen" Bruder Hafen-City in HH. Uns fehlt ein "independant" und künstlerischer Anteil. Wir können uns nicht vorstellen eine Schimmi-Tour zu machen. Dazu sind die Tatorts aus dem letzten Jahrtausend zu weit weg.

Nicht zu weit weg ist die Industrieanlage Hochofenwerk Meiderich von Thyssen, in Betrieb von 1901 bis 1985. "Landi" liegt im Norden von Duisburg in einer 180 Hektar grossen Parkanlage.
Auf dem kostenlosen WoMo Parkplatz ist massig Platz. Auf dem Industriegelände gibt es Toiletten. 
Was hat die Duisburger Sektion des Alpenvereins zu bieten, alsdass es der Verein mit den meisten Migliedern in Duisburg ist? Einen Kletterpark der besonderen Art. In dem nicht-lost-place Erzbunkeranlage. Wir mögen die Idee der großzügigen Umnutzung.

Was gar nicht geht ist der irre Abstieg der deutschen Infrastruktur. 2024. Bei Bottrop-Süd wird der Bulli auf der A42 auf 40 km/h runtergebremst um GEWOGEN zu werden. Der anschließenden maroden Brücke dürfen nur eine bestimmte Menge an Tonnen zugemutet werden... die Kfz fahren im Abstand. LKW auch. 





Montag, 24. Juni 2024

Dortmund im Zeichen des Fußballs

Das Deutsche Fußballmuseum ist in Dortmund direkt am Hauptbahnhof. Wir parken den Bulli in der Tiefgarage (2m hoch). Klare Empfehlung von uns das Museum zu besuchen. Wir dachten schon, dass zu viel los wäre... weit gefehlt. Es verläuft sich und zu unserem Erstaunen waren fast alle Besucher aus den verschiedenen EM-Ländern da. Wir haben den 3-D-Film auf englisch geschaut, weil keiner der anderen Fussballbegeisterten deutschsprachig war. An einem Ausstellungsglaskasten, bei dem es um das Wembley-Tor ging, konnte man als Besucher mittels Knopfdruck abstimmen, ob es im Juli 1966 ein Tor war oder nicht. Natürlich war der Ball von Hurst NICHT hinter der Linie! 2 englische Jungs haben mich bei meiner Wahl beobachtet und  ganz verschämt wissend angelächelt....


Sämtliche Exponate sind Originale... u.a. auch der WM-Pokal aus Rio von 2014.
Vom Frauenfussball und dem berühmten WM-Geschirr, die Geschichte des WM-Teams 1954, Fussball während der Naziherrschaft und in der DDR, Fussballtaktik, Vereinsgeschichte, Gründung der deutschen Ligen, Schiedsrichtrerausbildung, die besten Tore, Franz Beckenbauer, der DFB, antike Vereinstrikots,... es gibt auf 2 Etagen sehr viel zu lesen und zu hören (auch in englisch) und auch zu sehen. 
Hat Spass gemacht! ..was der Fussball auf keinen Fall ist! Das habe ich in den 3 einhalb Stunden gelernt. Fussball ist eine extrem ernste Angelegenheit.

Wir fahren in den Norden von Dortmund und besuchen in Waltrop Manufactum. Finden tun wir viel, kaufen aber nichts.
Das Gelände auf dem das Schiffshebewerk steht macht um 18 Uhr dicht. Zu früh für uns.
Egal, wir brauchen 35 Min bis auf den Camingplatz und freuen uns auf den Tikka Masala Curry Reis, der heute im Bulli gekocht wird.

Schacht 12, die Ozeane im Gasometer und grottiger Empfang

Auf der Zeche Zollverein am Schacht 12, der derzeit kontrolliert mit Beton (!!) verfüllt wird, absolvieren wir eine Führung mit Franz, 82 Jahre alt, ehemaliger Kumpel und seit 13 Jahren als Fachmann für die Zeche Zollverein unterwegs. 
Arbeitsablauf der Bergleute, Lohn, Ausrüstung, Leben im Revier sind die Punkte die ausgeführt werden.

Die verwendete Bergbau-Fachsprache: Fallen, Liegendes, Hangendes kennt man vom Geologen-Jargon; es gibt noch 
Arschleder, Stempel, Abwettern, warme Arbeit, einfahren, am Mann, Bunker,...


Wir sind beeindruckt von der Ausstellung in Oberhausen im Gasometer. Das Thema sind Ozeane. Ja, ich liege richtig mit meinem Verzicht auf Thunfisch-Pizza, Salade nicoise und Dosen-Thuna. Ich schlage mir trotzdem nicht auf die Schulter.
Mit einem gläsernen Aufzug fahren wir auf das 110 m hohe Dach des ehemaligen Gasspeichers, der von 1929 bis 1988 in Betrieb war. Die Rundum-Aussicht ist brilliant. Hüttenwerk Duisburg-Bruckhausen, die gelsenkirchener Schalkearena, die Halden von Herne, die Zeche Zollverein ..


Es gibt kein Dvbt-2-Signal auf den Camingplatz in Dortmund... hinter den Bergen... Uns bleibt nichts anderes übrig, als - in Ermangelung einer unhandlichen Satellitenschüssel - uns eng gekuschelt vor das Galaxy S20 zu setzen und bei Schweiz-Deutschland mitzufiebern. Für den Preis, den die Campingplätze mittlerweile aufrufen (>40 EUR/Nacht) möchte ich ein brillantes WLAN erwarten. Geliefert wird ein grottiges mit 2 kleinen Balken auf dem kleinen Display unserer Smartphones.

Samstag, 22. Juni 2024

Zeche Zollverein UNESCO Weltkulturerbe

Heute besuchen wir ein Industriedenkmal. Die Zeche Zollverein im Nordenosten von Essen.
Das Gelände ist 2 geteilt. Nördlich die Kokerei, wo Kohlenstaub zu Koks gebrannt wurde und südlich die Zechen mit den Fördertürmen. Wir buchen eine 2h Führung bei der netten Dame im Infohäuschen. Wir gelangen so auf's Dach der ehemals grössten Kokerei Europas. Klare Empfehlung! Zum Fotografieren ein Traum. 

Freitag, 21. Juni 2024

Konstrukt Wuppertal

Wir verlassen den Rhein und fahren ins Rheinische Schiefergebirge an die Wupper nach Barmen, neben Elberfeld die Wiege der deutschen Frühindustrialisierung. Mit anderen Städten und Gemeinden 1929 zum Kunstnamen" Wuppertal" vereinigt. Wuppertal ist ziemlich langezogen: 15 km an der Wupper. Vorwerk und Bayer sind hier gegründet worden. Das Manchester Deutschlands. Wasserkraft für Textilmühlen und Blasebälge für Schmieden, Kohle, Eisenerz und Holz waren hier im Übermaß vorhanden und beförderten die Mechanisierung. Die Bilder von "North and South" (2004) springen mir in den Kopf. Pauperismus, brennende soziale Probleme, Streiks und Fortschrittsglaube treffend von Elisabeth Gaskell beschrieben.
Wir fahren mit der Magnetschwebebahn, die mangels Platz über den Fluss gebaut wurde, von der Endhaltestelle Oberbarmen (in der Nähe kostenloses P&R Parken) zur wunderschönen Jugendstil Haltestelle Werther Brücke und besuchen das Museum Schwebodrom. 
Friedrich Engels ist in Barmen als Sohn eines Texitlfabrikanten geboren.
Wir werden beim Durchwandern der Einkaufsmeile Barmen-Werth in die Wirklichkeit geholt. Die Traditions- Fußgängerzone wird von Pfennig- bzw. 1-EUR-Billig-Ramsch-Läden bestimmt. Ein Taschenladen, eine Bäckerei, ein Optiker halten sich tapfer. Die Stadt scheint gekippt zu sein. 

Wir schauen uns an und beschließen die Stadtbesichtigung abzubrechen. Es ist im 2ten Weltkrieg zuviel zerbombt und dann zu schnell banal wieder aufgebaut worden zu sein. Industriebrachen, Baraken, heruntergekommene Mietshäuser. Von den Gründerzeit-Villenvierteln sind wir weit weg. Hier fehlen gute Arbeitsplätze und gute städtebauliche Konzepte für eine Stadt, deren Einwohner zu 43% Migrationshintergrund haben. 
Margaret und Mr. Thornton aus dem imaginären Manchester finden am Ende von "North and South" doch noch zueinander. Gute Bildung, soziale Gerechtigkeit und Fortschrittsglaube lassen den Industrieadel und die Arbeiter ein einem Strang ziehen.
Wir fahren mit dem Bulli zum nächsten Rheinzufluss: der Ruhr in Essen.