Sonntag, 20. Oktober 2024

Milano im Stau und Lago Maggiore im strömenden Regen

16. Oktober
Wir brechen an der Adria auf und wollen "einmal quer rüber". 530 km bis zum Lago Maggiore auf den Campingplatz Smeraldo. Eine Mail haben wir geschickt, jedoch keine Anwort erhalten. Im strömenden Regen, beim Feierabendverkehr, mit Biglietti ziehen und umständlich mit und ohne Karte, mit und ohne Münzen zahlen, umrunden wir Milano und sind genervt. Beide loben wir die andere Form der Wegelagerei: die Schweizer Vignette. Einmal zahlen und den Rest des Weges die Fahrt genießen ... im Vergleich zum Mautstellen-Wahnsinn in Italien.






Ein Glück ist die Rezeption am Campingplatz besetzt. Die nette Dame fragt uns,ob wir überhaupt da bleiben wollen, es sei ziemlich nass... aber nicht gefährlich. Wir stellen unseren Bus an eine High-End-Stelle direkt am Ufer des Lago Maggiore ab. Hilft nur nichts, wenn man den See vor lauter Regenvorhang nur erahnen kann. Nur 2 weitere VW Busse haben ebenso im Matsch geparkt und bleiben. Bei Regengeprassel auf das Bullidach essen wir Abendbrot, trinken Bier und Aperolspritz und schauen uns auf dem Mini-Flatscreen "Der Name der Rose an". Passt zum düsteren Ambiente.




17. Oktober
Am Morgen ist es herausfordernd  bei wolkenbruchähnlichen Zuständen zu packen.
Wir werden an der Grenze von den Schweizern angehalten, nicht, wie ich zunächst befürchtet habe, wegen den beiden Mitreisenenden Bergamotto und Rosso, sondern um an einer Umfrage teilzunehmen. Woher wir in Italien kommen, was wir da gemacht haben und wozu wir unser Auto gebraucht haben... zum Campen?! Die Schweizer...
Nach der Durchfahrt des Gotthart-Tunnels erwartet uns blauer Himmel. Kein Regen mehr! 
Um halb neun abends ist der Bulli wieder zu Hause.


Rocca Calascio und der Lost Camping Belvedere Civitanova

15. Oktober
Den Campingplatz Salpi am Meer verlassen wir und fahren 280 km weiter in den Norden. Auf Höhe von Pescara nach Osten geht es in den Nationalpark Gran Sasso in die Abruzzen. 






Unser Ziel ist Rocca Calascio in der Provinz L'Aquila, eine Film-Location aus dem Streifen "Der Name der Rose" (1986 mit Sean Connery und Christian Slater). Uns war schon klar, dass es auf die höchstgelegene Burganlage des Apennin mit 1.460 mü NN nur mit Serpentinen geht; aber die Sorte hatten wir auch noch nicht. 
Der Bulli hat sich gequält und unsere Nerven waren auch am Ende.


Wir parken in der Nähe der vorletzten Kehre und wandern die letzte halbe Stunde bergauf.
Lohnt sich!! Wir genießen das schöne Wetter, die frische Luft und den Hauch von Lostplace und Abgeschiedenheit.





















Die Motorbremse muss bei der Abfahrt helfen und wir tuckern im ersten und zweiten Gang talwärts. Noch mal 180 km weiter wollten wir den Campingplatz Belvedere in Civitanova noch im Hellen erreichen. Hat nicht geklappt. Der Bulli ist an der Einfahrt vorbeigerollt. Beim zweiten Anlauf finden wir zwar ein offenes Tor, jedoch ein ziemlich verlassenes Areal vor. Wohnwagen von Dauercampern bestimmen den Platz. Ich erkunde die Lage und treffe, mit einer Taschenlampe bewaffnet, eine andere Camperin, die ebenso eine Bleibe für die Nacht sucht. Gabi hatte die Nacht davor schon auf einer Autobahnraststelle übernachtet. Es ist schwierig im Oktober noch Campingplätze zu finden, die ganzjährig oder zumindest bis Ende Oktober geöffnet haben.
Wir beschließen eine Mail an die Leitung des Platzes zu schreiben, neben Gabi zu parken, ein Bierchen mit unserer neuen Nachbarin zu trinken und zu übernachten. 
Kalte Duschen sind grausam, aber wir beschweren uns nicht. Das Waschhaus hat auf und wir können auch die Toiletten benutzten.

Am Morgen bekommt die Lostplace-Belvedere-Katze Friskies von uns, der Campingplatz-Chef  Sebastiano taucht um 9.30 Uhr auf, kassiert 25 EUR und schenkt uns einen kindskopfgrossen Granatapfel.


Montag, 14. Oktober 2024

Castel del Monte, 2 neue Mitreisende und krass viel Müll

14. Oktober
Schweren Herzens verlassen wir die Masseria del Pantaleone mit ihrem Campingplatz. Auf dem Weg nach Matera hatten wir im Vorbeifahren die Baumschule Dichio gesehen. Der Verkaufsshop liegt im Norden von Matera. Bei den Plantagenbäumen sehen wir eine Limon Bergamotto und eine Limon Rosso. Mit den Plastikeimern passen die beiden neuen Mitreisenden geradeso von der Höhe her in den Bulli.



In Gravia quetscht sich der Bulli durch die Altstadt um an eine coole Film-Location zu kommen. Die Ponte Acquerdotto spielt in "No Time to die" mit und James Bond stürzt sich von der Brücke in die Tiefe.






Weiter Richtung Norden führt unser Weg über eine Hochebene zum berühmten Castel del Monte. Wir fahren an den offiziellen Parkplätzen vorbei und stellen den Bulli nördlich des Waldareals auf einem geschotterten Weg ab und laufen auf den Monte Richtung Süden eine große Schneise hinauf.






Friedrich II hat den Bau des imposanten Gebäudes in Auftrag gegeben. Der Zweck ist immer noch im unklaren. Klar ist lediglich, dass die Form des Achtecks das komplette Schloss oder die komplette Burg im Äußeren bestimmt. Jegliche Funktion ist der Form unterworfen, und das im Jahr 1240. Innen ist die Krone Apuliens weit weniger imposant als außen.












Auf dem Weg zum nächsten Campingplatz kommen wir an ein paar Trullis vorbei. Zu ihrer Bauzeit Arme-Leute-Häuser. Hier bestimmt das Baumaterial die Bauform. Ein Trullo ist nämlich ohne Zement gebaut. Das Trockenmauerwerk kann schnell wieder abgebaut werden und die Bauern mussten keine für feste Häuser anfallenden Steuern zahlen.





Wir haben das Prinzip immer noch nicht verstanden. Stellen aber fest, dass es Bezirke oder Regionen gibt in denen die Bevölkerung Mülltüten an den Zaun zu Abholung hängen und andere wo Straßenränder, Parkbuchten, Ackerraine und Gehwege dermaßen zugemüllt und voll von Fäkalien sind, dass selbst das Vorbeifahren eine Zumutung ist. Stehenbleiben geht gar nicht, es ist ekelhaft. Es gibt definitiv keine Parkplätze, die einen schönen Ausblick haben, die zum Verweilen einladen. Uringeruch vertreibt alles und jeden, der nicht den Müllberg vergrößern möchte. 
Unter Campern, mit denen wir reden, sind die Zustände immer wieder Thema. In Deutschland machen sich die Menschen Gedanken, ob sie einen Plastikstrohhalm verwenden dürfen und am anderen Ende der EU fliegen Plastiktüten durch die Natur und es sind tonnenweise zerschlagene Bierglasflaschen auf Äckern verteilt. 



Am Fusse des Gargano fahren wir den Campinplatz Lido Salpi bei Manfredonia an. Der Platz ist für eine Nebensaison sehr voll. Ist wohl dem Übernachtungspreis mit Acsi-Karte von lediglich 15 EUR geschuldet. Da bleiben einige Camper schon mal über den Winter hier.